LMT Gruppe – Artikel in der Rheinpfalz

STADT Artikel 7/8 19.8.2024

Kinder haben Spaß an Technik, sagen die Funker vom deutschen Amateur-Radio-Club (DARC). Bei den Kindererlebniswochen waren die Kleinen mit Feuer und Flamme dabei. Ab Herbst soll es Technik-Kurse bei den Amateurfunkern geben.

Funker wollen Funken entfachen

VON PAUL HELMUT KREINER

Die Idee, Kinder für die Grundlagen der Technik und später fürs Funken zu begeistern, ist etwas aus der Not heraus entstanden, sagt David Valence-Lopez vom Zweibrücker DARC-Ortsverband. Lopez Funkername ist übrigens DL3ZW. Jeder Funker hat seine ganz eigene, weltweit einzigartige Kennung. „Die Mitgliederzahlen sind rückläufig, junge Leute kommen kaum nach“, sagt Lopez. Bei den Funkern wurde überlegt, wie man das ändern kann.
Die Idee: Kurse anbieten, in denen die technischen Grundlagen beigebracht werden. Um alles kinderfreundlich zu gestalten, entwickelten die Funker kleine Schaltungen, die die Kinder dann zusammenbauen sollen. Dazu braucht es laut Lopez etwas Fingerspitzengefühl – etwa beim Löten der einzelnen Tech-Komponenten wie Kabel, Transistoren, Widerstände und Relais. Damit es nicht bei einfachen Schaltplänen bleibt, hauchen die Funker diesen Leben ein, indem für sämtliche Modelle kleine Figürchen zusammengelötet werden, bei denen dann mal die Augen blinken oder andere Bewegungen passieren.

Kontakt zur Raumstation

Einen Probelauf für die Technikkurse gab es während der Kindererlebniswochen. Ein Tag lang wurde gelötet, geschraubt und gewerkelt. Rund 65 Kinder haben mitgemacht, sagen die Funker. „Die Resonanz war sehr positiv“, berichtet Lopez. Das Jugendamt habe Rückmeldung gegeben, dass es einen Kurs wie den der Funker bisher noch nicht gegeben hat. Die Amateurfunker sind begeistert von der Euphorie der Kinder. „Ein paar konnten schon löten, der Rest hat das superschnell gelernt. Und die haben sehr fein gearbeitet, die Kinder hatten ihre eigenen Ideen, waren sehr kreativ“, erzählt Thomas Wieland (Funkername DF9TW) vom Pirmasenser DARC-Ortsverband. Die Kinder bei der Erlebniswoche waren zwischen sechs und elf Jahre alt. „Sie haben uns überzeugt, dass das mit dem Kurs eine gute Idee ist“, betont Wieland.
Im Herbst sollen die ersten Funker-Technik-Kurse stattfinden. Geplant ist, sich jede Woche zu treffen. Zunächst geht es um die bloße Technik. Die Amateurfunker planen zudem Funker-Aktionen. Bekannt ist etwa das Funken auf die Internationale Raumstation ISS − „Sie müssen wissen, dass alle Astronauten eine Funker-Lizenz haben“, verrät Wieland. Ein anderes besonderes Funker-Ziel ist die Neumayer-Station in der Antarktis. Im Amateurfunk gibt es laut Wieland bestimmte Lizenzen. Die sind so ähnlich wie beim Führerschein aufgeteilt in verschiedene Klassen. Mit der höchsten Klasse darf man Anlagen benutzen, die weltweit funken. Die einzelnen Facetten des Funkens sind absolut unterschiedlich. Manche sitzen jeden Tag zu festen Uhrzeiten vor ihren Apparaten, andere melden sich sporadisch an und gucken, wer auf der Welt gerade frei ist. Sportlich zugehen kann es auch – etwa bei der sogenannten Peilfunk-Suche. Das ist eine Art Funk-Schnitzeljagd, bei der mehrere Peilsender gesucht und vermerkt werden müssen. Je schneller man ist, desto eher gewinnt man. Und wieder andere Funker haben sich zum Ziel gesetzt, mit so vielen außergewöhnlichen Zielen wie möglich in Kontakt zu treten. Schafft man das, gibt es Diplome.

Hilfe bei Katastrophen

Amateurfunker übernehmen laut Lopez noch eine ganz andere Aufgabe: Hilfe bei und nach Katastrophen. Handys funktionieren dann oftmals nicht mehr, weil auf den Sendemasten kein Strom ist. Funkantennen können jedoch mit Generatoren betrieben werden. Amateurfunker helfen dann weltweit nach Katastrophen mit, über sie werden Rettungskräfte koordiniert. Die Amateurfunker weltweit sind laut den Zweibrücker Funkern eine große freundschaftliche Gemeinschaft. Manchmal gibt es Treffen. „Dann steht der Israeli neben dem Araber“, betont Wieland, dass politische Ansichten beim Funken niemanden interessierten. Politik sei als Gesprächsthema im Amateurfunk ohnehin verpönt.
„Meistens geht es um Technik“, sagt Lopez.

Mit freundlicher Genehmigung der Rheinpfalz

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